Der Acker

Der Acker

Der Acker

Schon merkwürdig, aber das ist so ein Motiv, das mich seit Jahren immer wieder auf’s Neue fasziniert. Es ist so einfach und doch so komplex. Es verrät was über die Herkunft der Spuren, es erzählt was über den Ort und macht Assoziationen mit dem Zweck möglich. Es lässt sogar die Bewegung des Traktors nachvollziehen. Fast als ob ein Film im Kopf entstünde. Über das Motiv hinaus bezeichnet es etwas, das der Fotografie als Medium inhärent („die Spur“) ist und schafft über die zulaufenden Linien auch noch einen Kommentar dazu, dass fotografische Abbildungen ganz fest an einer in der Renaissance verankerten Abbildung kleben („die räumliche Perspektive“). Und es ist irgendwie doch ganz fest im Leben verwurzelt. Geerdet halt.

This Post Has 3 Comments

  1. Die Faszination teile ich, Jürgen. (full disclosure: Als Agraringenieur sollte ich das vermutlich auch). Ganz abgesehen davon, dass landwirtschaftlicher Boden immer ein Spekulationsobjekt (pun intended) ist, treffen Muster offensichtlich auf einen empfindlichen Rezeptor in der Bildverarbeitung im Gehirn, der unseren Assoziationsapparat in die Gänge bringt. Und dann noch kombiniert mit aus dem Bild in die Ferne führenden Linien, damit erzeugst du diesen „Haltemoment“, der vermutlich sogar den smartphonetypischen Wischprozess für einen Moment anhalten kann. Mir gefällt’s, gerade weil es in seiner Kargheit eine so spröde Schönheit ausstrahlt.

    1. Mir ist nochmal eine weitere Assoziation durch den Kopf gegangen. Symmetrie ist ja ein beliebtes Gestaltungsmittel, schafft aber „Erwartungstreue“ im Bild und taugt – jedenfalls nach meiner Sichtweise – nur mäßig zu Neugier und Entdeckerfreude. In der Physik spielen Symmetrien eine große Rolle. Sie sind die mathematischen Konstrukte, hinter denen sich Erhaltungssätze (Masse/Energie, Impuls, Drehimpuls, etc…) verbergen. Erhaltungssätze alleine aber schaffen noch keine Dynamik. Dazu müssen Kräfte (Wechselwirkungen) auftauchen. Und diese haben mathematisch ihre Wurzel in Symmetriebrechungen. So ähnlich empfinde ich das auch in Bildern (oder anderen Werken): spannend wird’s da, wo Symmetrie (und damit „visuelle Erwartung“) gebrochen wird.

      In den Traktorspuren ist das eins der für mich zentralen Elemente. Die Spiegelsymmetrie wird durch den Schwung der vorderen Spuren auf wirklich interessante Art gebrochen. Und das bringt mich zum Fantasieren darüber, wie denn der Traktor wirklich gefahren sein könnte. Ohne die Symmetriebrechung wäre es „nur Grafik“.

      Das mit dem Haltemoment ist wirklich ein Lob. Dankeschön. Ich habe es aber (bisher) ganz bewusst nicht bei Instagramm vorgestellt, weil ich glaube, dass es Bilder gibt, die zu komplex sind, um auf einem Handy zum Innehalten anzuhalten. Und bei diesem bin ich tatsächlich nicht sicher, ob es nicht doch zu komplex ist für ein kleines Handydisplay… aber vielleicht bin ich da zu skeptisch.

      Hab‘ Dank und ein schönes Wochenende (und darauf, dass der Mai uns endlich mal mit Sonne beglücken möge). Grüße aus Berlin (gestern mit Schnee, morgen mit 28 Grad 😉 )

  2. Das mit der Symmetriebrechung hat mir zu denken gegeben – ich hab’s noch nie so formuliert, eher empfunden – aber natürlich hast du Recht (Physik war in der Uni mein Lieblingsfach, leider hatte ich’s nur 2 Semester). Fotografie ist für mich deswegen so interessant, weil auch im Prozess beides ist, Wahrnehmung/Empfindung und Physik.

    Was Instagram angeht: Ich verabscheue die Firma, die dahintersteht, schiebe aber trotzdem ab und zu mit zugehaltener Nase Bilder drauf. Und ich muss zugeben, es gibt auch gute Fotografien dort zu sehen – sie richten halt jedem seine Filterblase ein…

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