Ich bin wirklich nicht sicher, ob das alles Sinn macht. Trotzdem ist es gut es erstmal auszuprobieren. Sonst bekomme ich ja nicht mit, welcher Weg belastbar ist, und welcher nicht.
Hier nochmal, was mich so beschäftigt (als Folge von Kurznotizen):
Ich denke darüber nach, was Abstraktion in der Fotografie sein könnte. Ist das nicht widersprüchlich? Ein Medium, das Gegenstände zur Abbildung benötigt, kann das ungegenständlich sein? Ist ‚abstrakt‘ ungegenständlich? Was verändert Abstraktion in der Fotografie? (1/9)
Abstrahieren heißt vom Spezifischen hin zum Allgemeinen. Das Betonen von verallgemeinerten Eigenschaften. Abstrahieren meint im Wortsinn etwas abziehen. Zum Beispiel das Abziehen von spezifischen Ausprägungen eines Gegenstands um seine allgemeinen Eigenschaften hervorzuheben. (2/9)
Abstrakte Kunst, insbesondere Malerei, ist der Weg weg von der Abbildung hin zur Bedeutung. Das war die Motivation der Expressionisten. „Überlassen wir doch die Abbildung der Fotografie und wenden wir uns dem Wesen der Dinge zu“. So z.B. der Blaue Reiter in München. (3/9)
In der Folge lösen sich Figur und Form im Informel und im Abstrakten Expressionismus auf. Die Bewegung, die Geste und die Textur rücken in den Vordergrund der sinnlichen Erfahrung. Die künstlerische Kommunikation verschiebt sich zur Rezeption. Betrachtende schaffen die subjektive Bedeutung. (4/9)
Fotografie bedarf der Welt, die sie abbildet. Abstraktion könnte sein, dass mit apparitiven(Ausschnitt, Bewegung, Schärfe) oder mit optischen Mitteln (Verzerrung, Spiegelung, Überlagerung) eine Verfremdung zur Trennung von Gegenstand und Bedeutung beiträgt. (5/9)
Man kann auch unbelichteten Film entwickeln oder abgedunkelte Sensorbilder machen, diese enthalten dann Spuren des Prozesses oder das temperatur- und verstärkungsbedingte Rauschen. Fotografie ohne Licht legt den Prozess frei. (6/9)
Was macht das mit dem Foto? Fotografie als abbildendes Medium begegnet uns transparent. Wir sehen im Foto Menschen, Gegenstände, Szenen, die fotografiert wurden. Fotografische Abstraktion macht das Foto nun opak: das Bild, und nicht das Abgebildete, rückt in den Vordergrund. (7/9)
Mit der Trennung des Gegenstands von seiner Bedeutung wird die Interpretation nun auch Sache der Rezeption. Und die Betrachtenden hier zu aktiven Beteiligten im künstlerischen Prozess. (8/9)
Die Überlegungen sind im Fluss. (9/9)
Und daher geht es auch erstmal weiter. Dafür ist das hier auch einfach mein Labor.