Peter Puklus: Handbook to the Stars

Peter Puklus: Handbook to the Stars

Es ist ein Highlight in diesem an Ereignissen so armen Jahr. 2016 habe ich im c|o berlin eine Ausstellung eines mir unbekannten Fotografen gesehen. Das ist an sich nichts ungewöhnliches, die meisten der jungen Talente dort kenne ich nicht. Aber diese Ausstellung hatte etwas, das sich mir sehr tief eingegraben hat. Eine Mischung aus Welt und Weltbild. Ein Oszillieren zwischen Gegenständen und dem, was diese Gegenstände symbolisieren könnten. „Unsafe to Dance“, so der Titel der Ausstellung und Peter Puklus der Name des Fotografen. „Unsafe to Dance“ ist dabei der Name eines Kapitels in seinem dritten Buch „Epic Love Story of a Warrior“. Monumental, weil episch in der Form und im Umfang über 400 Seiten (dazu lohnt es sich hier und hier zu lesen). Und in dieser Ausstellung war damals eine ausgesprochen ungewöhnliche Installation zu sehen: Eine Wolke von sich überlagernden Büchern, jeweils mit einer anderen Doppelseite aufgeklappt. Das „Handbook to the Stars“.

„Handbook to the Stars“ war seinerzeit schon vergriffen. „Epic Love Story of a Warrior“ gerade raus und letzteres dann auch gleich in meinem Regal – bevor auch dieses nicht mehr erhältlich sein würde. Ich bin dann auf mehrere Antiquariate zugegangen – vor allem auf eines in Göttingen, das vollmundig versprach: „Sie finden Ihr Wunschbuch nicht? Sprechen Sie uns an.“ Ich habe nach Ansprache noch nicht mal eine Antwort erhalten. Dann, Ende letzten Jahres, habe ich es bei einem Antiquar in Texas gefunden. Für roundabout 150 Euro. Ich also bestellt, eine nette Konversation mit dem Händler gehabt – das funktioniert ja mit Amerikanern stets verlässlich: freundlich kommunizieren. Nach 6 Wochen nachgefragt, mit freundlicher Kommunikation selbstverständlich, wo denn das Buch bliebe. Aber offenbar war es noch unterwegs. Nach 3 Monaten freundlicher Kommunikation war er dann bereit den Deal rückgängig zu machen. Ich bekam mein Geld und nach weiteren 14 Tagen die Nachricht: Jurgen (natürlich ohne Umlaut ;-), guess, what‘s in the mail today… ob ich es denn immer noch haben wolle. Ich: selbstverständlich. Das war dann das letzte, was ich davon gehört habe. Danach habe ich die Suche erstmal eingestellt. Bis ich vor 14 Tagen zufällig auf den Seiten der Biennale für Fotografie auf eine Aktion gestoßen bin, bei der Peter Puklus eine überschaubare Anzahl von Exemplaren signiert hatte, die dort dann angeboten wurden. Ich sofort eine Mail an das Büro, wenn es noch eines gäbe, ich würde es sofort abnehmen. Und … 3 Tage später war es da. Zweite Auflage, wieder 300 nummerierte und signierte Exemplare. 

Peter Puklus ist ein Wanderer zwischen unterschiedliche Ausdrucksformen. Er sammelt, er bastelt, er inszeniert damit, er fotografiert es und dann entstehen konzeptionelle Werke, die sich thematisch zwar von den Gegenständen lösen, aber dennoch bleiben diese Gegenstände dann doch merkwürdig fest als Gegenstände im Bild. Neue Sachlichkeit schimmert immer wieder durch. Bauhaus – irgendwie auch im Werkstattansatz. Es beginnt, wie oben kurz angedeutet, zu oszillieren. Skulpturen, Gegenstände, Gefundenes, Arrangiertes – und Gemeintes. Es ist eine eigene Bildwelt, in der Puklus seinen Ausdruck sucht. Und sie ist nicht einfach zu verstehen. Möglicherweise stand diese Erkenntnis am Beginn des Büchleins (32 Doppelseiten). Ein Handbuch soll es sein. Objekte, Ansichten, Bilder sind miteinander verbunden und stehen doch auch selbstständig. Bücher lassen sich nicht nur sequentiell von vorne nach hinten oder umgekehrt lesen, sie können auch quergelesen werden. Alle Bilder in diesem Buch sind irgendwo vollständig abgebildet, viele tauchen aber angeschnitten wieder auf. Was sich daraus ergibt ist ein Netz, eine Wolke, eine Galaxie von Bildern. Handbook to the Stars ist eine Art Wegweiser, eine Anleitung zur Orientierung im Universum Puklus. Und als solches lässt es sich lesen und nutzen auch im Verständnis der anderen Arbeiten.

Ein Highlight in einem an Ereignissen armen Jahr.

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