Zwischen Oben und Unten

Zwischen Oben und Unten

Man hatte mich ja schon vorgewarnt: nach dem Fertigstellen einer Arbeit kommt ein Loch. Vorbereitet war ich also. Jedenfalls dachte ich das. Dieses Loch dann aber persönlich zu erleben, ist dann doch eine eigene Erfahrung. 

Erwischt hatte es mich schon vor der Drucklegung. Die letzten Runden, die ich draußen gedreht haben, fühlten sich merkwürdig fremd an. Warum dies fotografieren, oder jenes mitnehmen. Die Neugier war irgendwie verschwunden. Ich hatte das Thema verstanden und ihm eine Form gegeben. Und nun war fertig. 

 

Und trotzdem, ohne Kamera fängt für mich ein gewisses Ungleichgewicht an. Die Arbeit, das schlechte Wetter, Stress hier, Ärger da. Es nagt anders an mir, als mit Kamera in der Hand und Fotoprojekt in Herz und Kopf. Es hält mich einfach in Balance. Das ist so. Und nun fehlte es. 

Selbst wenn Bilder entstanden (nicht dass ich sie bewusst gemacht hätte – ach, ich liebe die Engländer mit ihrem „deliberately“; das Wort trifft, was ich meine) also, worüber erzählen die Bilder dann? Ohne Thema fehlt mir ein Rahmen. Ich habe mich schon stark an das Konzeptionelle gewöhnt. Mag ich ja auch ausgesprochen. Aber ohne Projekt fotografieren? Was mit den Bildern dann anfangen, die dabei entstehen. Merkwürdiges Gefühl. Aber auch eines, das ich auch schon mal kannte. Damals, als ich mich fragte, ob es denn reicht einfach zu knipsen und dann zu zeigen? Was sagen diese Bilder? Was erzählen sie? 

 

Nun gut, ich diszipliniere mich ein wenig und fange einfach mal an. Back to Balance. Und das mach‘ ich zwischen Wolken. Über dem Boden und unter der „Reiseflughöhe“. Jenseits menschlicher Räume. Wenn man mal den Flugverkehr ausnimmt… aber der gestattet eben nur temporäre Aufenthalte. Ob daraus dann was wird? Keine Ahnung. Aber, ich bin einfach zu oft zwischen den Wolken um dem nicht mal eine kleine Reverenz zu erweisen. Es werden sicher noch mehr werden. 

 

 

This Post Has 9 Comments

  1. Total schön, diese Vielfalt an Grautönen und Kontrasten, Formen wie Formlosigkeiten. Bin fasziniert.

    LG aus Wien
    Richard

    1. Oh, danke schön 🙂
      Ich bin neugierig, ob das trägt. Ob das vielfältig genug ist. Und genieße diese kleinen Momente einfach da zu kucken und zu staunen.
      Ich freu mich ob des Lobs.

      Sonnige Grüße nach Wien
      Jürgen

  2. Komischerweise fälllt mir jetzt ein, nachdem ich das las, dass ich früher so oft geträumt habe, ich könne fliegen. Die letzten Jahre gar nicht mehr. Ist mir bis eben nicht aufgefallen. Und jetzt vermisse ich es.

    1. Wolken haben was, was uns entführen kann.
      Ein schöner Traum, fliegen zu können. Doch, das ist es…

      1. Die Fotos sind halt aus der Perspektive des Vogels – deshalb dachte ich wohl dran.

        Grins – wobei ich in meinen Träumen eher wie ein Unterwasserjetski durch die Luft gejagt bin 😉

  3. Ich finde diese „Studien“ sehr faszinierend – wahrscheinlich, weil ich nicht gleich erkenne, was eigentlich genau zu sehen ist. Beim ersten Mal dachte ich, es wäre ein Spaziergang am dunstigen Meer. Es erschließt sich auf einigen Bildern erst beim mehrmaligen Betrachten, was es ist und das mag ich. Raum für mich als Betrachterin. Sehr schön.

    1. Ich bin gerade viel mit dem Flieger unterwegs und stelle fest, dass mich fasziniert, was zwischen den Wolkenschichten passiert. Und mit jeder „Fotosession“ oder jedem Flug, werde ich da im Schauen auch genauer. Ob das allerdings zu einem Projekt wird, das steht noch in den Sternen.

      Hab vielen Dank, Bianca.

      1. Ich verspüre immer den Wunsch, das Fenster auf zu machen und die verschiedenen Wolken anfassen, begreifen zu können. Beim Ansehen Deiner Bilder hatte ich sofort das Bedürfnis, die Wolken berühren zu wollen.

        1. Geht mir ähnlich.
          Ich glaube, – neben dem emotionalen Aspekt, den Wolken immer haben -, das liegt auch am Standpunkt. Normalerweise sehen wir sie von weit unten. In den Bildern hier, von oben, oder – das interessiert mich mehr -, von mitten drin. Und dieses mitten drin, das schafft Nähe und vllt. das Bedürfnis danach greifen zu wollen.

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