Eine Fotografie ist ein Objekt, das unterschiedliche Aspekte in sich trägt. Sie kann ein physischer Gegenstand aber auch ein Datensatz sein. Sie kann dokumentarische Funktion haben, sie kann aber auch ein Abbild von etwas oder ein Symbol für etwas sein.
Die Funktion Dokument basiert auf der Verknüpfung des Bildes mit einem realen Objekt. Diese Verknüpfung bildet die Spur, die die Welt im Bild hinterlassen hat. Sie ist eine Ursache-Wirkungsbeziehung: ohne Welt – kein Bild. In diesem Sinne ist auch eine inszenierte Fotografie ein Dokument. Wichtig für den Begriff ist lediglich, dass da ein reales Objekt sich mit emittiertem oder reflektiertem Licht in die Fotografie eingeschrieben hat.
Die nachfolgenden Arbeiten nehmen thematisch dieses Feld in den Fokus. Muss die Spur wirklich eine physikalische Ursache-Wirkungsbeziehung sein? Das ist die These der „Silbersalzfraktion“. Oder ist auch eine logische Ursache-Wirkungsbeziehung denkbar? Das wäre eine notwendige Bedingung für den Wahrhaftigkeitsanspruch der digitalen Fotografie. Wenn nicht, was bedeutet das? Heißt das, dass sich der Apparat das Bild ausdenkt? Welche Auswirkungen hätte das auf die Nutzung von Bildmedien im Journalismus? Gibt es die Notwendigkeit Mechanismen für zusätzliche Vertrauenswürdigkeit in ein fotografisches Dokument in digitalen Zeiten zu schaffen?
Wie verhält es sich mit Fotografien, die ganz ohne Licht auskommen? Und solchen, die noch nicht einmal einen Apparat benötigen? Sind das dann noch Fotografien? Und wenn nein, welche Rolle spielt bei der Klassifizierung eines Bildes als Fotografie denn die fotografische Erscheinung (das Ikonische)? Kann man eine fotografische Anmutung denn vollständig in der Beurteilung eines Bildes ignorieren?
