Im vergangenen Winter haben Martina und ich ein kleines Fotospiel gespielt. Wir haben uns gegenseitig Fotografien zugeschickt und darauf mit je einem eigenen Foto geantwortet. Jetzt ist die Serie im Hin- und Her zwischen ihrer und meiner Website für andere einsichtig. Hier geht’s zum Einstieg.

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Die Reise hat begonnen und ich nehme Farbe und Licht auf. Der Faden ist entsponnen. Aus einer Wäscheleine wird ein Sonnensegel, das schlaff in der Sonne hängt. Hier mündet der Faden in einer sommerlichen Licht und Schattenszenerie. (mehr …)

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Karge Zweige, die einen Schatten auf eine Wand werfen. Dazwischen bunte Flecken. In sich fast ein abstraktes Gemälde. Die Zweige nehme ich auf und gehe wieder einen Schritt zurück. Eine Hauswand. Trocknende oder schon getrocknete Wäsche. Ein geschlossener Rolladen. Am Sockel das Kellerfundament mit Fliesen verklinkert. Ich fand…

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Eine Fläche mit bunten quadratischen Fliesen. Sie ist nach hinten gekrümmt. Martina hat die Fliesen vom Hausfundament aufgenommen und ist wieder ganz schön nah rangegangen. Ich brauch da wieder ein bisschen mehr Abstand und bewege ich mich wieder zurück. Es erscheint eine Sicht auf Riomaggiore, eines der Dörfer…

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Sie ist diesmal nicht wieder ganz nah ran, sondern hat das Hauswandmotiv aufgenommen. Und auf’s Wesentliche eingedampft. Sehr minimalistisch. Die Ecke steht ein wenig schräg. Das nehme ich auf. Und lass mal eine ganze Menge von Linien schräg stehen. Mit einem Gebäude vom Vitramuseumsgelände in Weil/Rhein. (mehr …)

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Die Vorlage: Sandige Planken mit einem so was von scharfen Schattenriss… boah. Die sandigen Planken bringen mich unmittelbar in die Sonne, an’s Meer. Das habe ich doch schonmal gesehen… Auf nach Fischland – in eine Hotelanlage. (mehr …)

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Martina hat den spitzen Winkel aufgenommen, in einem schönen Blau monochrom in einen neuen Kontext gesetzt und als i-Tüpfelchen eine stilisierte Orange in wunderbarem Farbkontrast draufgesetzt. Ich bleibe mal bei der Formensprache und ich versuche auch einen Farbkontrast: zwei Handvoll Quitten aus dem Garten auf einem verwitterten blauen…

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Die Quitte hat funktioniert. Die Antwort war eine Pflaume? Eine unrote Tomate? Kirsche? Physalis? Das ist der Beweis: ich kenn‘ mich nicht aus. Jedenfalls nicht gut genug um im Garten zu bleiben. Also nehm ich die Form nochmal und beame in eine Kunstinstallation vor dem Eingang zur Schirn…

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Der abgedunkelte Raum – aus der Installation in ein Aquarium transferiert. Ich mutmaße irgendwo in Frankreich. Ein nachgebautes Riff, Haie, die dazwischen gleiten und davor, durch dicke Glaswände geschützt ein Mann mit Kopfhörern und eine Frau. Oder Silhouetten davon. Schönes Motiv, ich erinnere mich – wieder eine Ausstellung,…

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Die Videoinstallation hat’s in eine Kirche geschafft. Sieht jedenfalls so aus. Wie ein leerer Altarraum, in dem der Altar zur Kunstinstallation wurde. Die Kippung wurde gaunz offenbar wieder eingefangen. Während Tillmans Ozean wörtlich ausgekippt wurde, läuft Martinas Ozean praktisch gar nicht aus. Ein perfekter Horizont, ein ruhger Raum,…

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Das Meer ist bei Martina geblieben, der Horizont verschwunden. Dafür ist eine sanfte sehr regelmäßige Oberflächenwellenstruktur zu sehen. Die Wasseroberfläche hat etwas elastisches aber stabiles. So als könnte man die Oberflächenspannung sehen. Ich nehme dieses Moment und platziere eine Schwan drauf. Okay… nicht auf dem flüssigen Wasser, auf…

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Der spiegelnde See und darin vier Steine … Moment … sind’s vielleicht doch vier Steinkugeln? polierte gar? selbst spiegelnd? Nein, ich glaube sie spiegeln nicht. Darin ist aber ganz subtil ein rötlich schimmernder Schatten zu sehen. Irgendwie merkwürdig, oder besonders jedenfalls. Also, ich nun wieder geometrisch. Die Kugeln…

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Blau schimmernde Kugeln in einer Ausstellung. Ich meine vom Vater eines Bekannten… ich will’s nicht beschwören, aber ich hab das Bild schonmal gesehen und mich erinnert. Die Kugeln schweben durch den Raum, ganz ähnlich, wie jenes Glitzermonster auf dem letzten Olympus Playground, an den ich mich erinnere. Raumgreifend.…

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Aus der Ausstellungshalle ist bei Martina eine vertitable Industrieanlage geworden. Eine stillgelegte mutmaßlich. Vielleicht gar der Landschaftspark Duisburg? Ist aber jetzt nur in’s Blaue geschossen. Mich beeindruckt das auch, aber ich hatte bislang nicht die Gelegenheit die Großindustrie zu fotografieren. Obwohl, das stimmt gar nicht. Die Weltkulturzeche in…

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Ein Bier, wie witzig. Besser gesagt eine Bierflasche. Noch besser gesagt, eine Bierflaschenstumpf. Auf einer Mauer, die schräg abwärts verläuft, von unten fotografiert. Nein ich bleibe nicht beim Bier, ich nehme mir die Komposition … und vergrößere wieder in Industrieanlagen. Frankfurt/Höchst. Auf dem Weg nach Mainz. (mehr …)

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Wir bleiben in der Hocke, oder besser gesagt: in der Froschperspektive. Und schauen in den blauen Himmel. Bei Martina mit einem Karussell, bei mir mit einer Artischockenblüte. Jannick hatte sie mal irgendwo gefunden und wie eine Freiheitsstatue in die Höhe gehalten. Das hab ich hier festgehalten. (mehr …)

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Martina hat sie zurückgebracht. Zurück in einen Garten zu anderen Blüten. Das Licht hat sich verändert, es ist dunkler und monochromer geworden. Und hier wird’s noch dunkler. Mit stilisierten Blüten oder Insektenflügeln oder Sternschnuppen. Wiesbaden. (mehr …)

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Das kam ein bisschen überraschend. Wobei das Spiel seinen Reiz ja durchaus aus der Überraschung zieht. Also vom Weihnachtsmarkt ab in einen Business Tower. Ich weiß nicht, welcher das ist, aber es könnte der DB-Tower am Potsdamer Platz sein, nein, keine Ahnung. Die Dunkelheit, die darf aber noch…

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Martina schenkt mir Licht. Mit einer Laterne und mit ein wenig mehr Tageslicht. Das mit der Laterne, das nehmen ich gerne. Das mit dem Tageslicht, das spare ich mal noch für einen Moment. Ladies and Gentlemen, may I present: Arnsberg, the Heart of the upper Sauerland. (mehr …)

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Zeughausplanken, das Reiss-Engelhorn Museum in Mannheim. Ich hätte es aber auch nicht wiedererkannt. Obgleich ich da schon war. Auch nicht heute, weil ich erst nach dem Bild da war. Aber die Laternen sind schön. Macht natürlich auch Stimmung. Und in dieser geht es heute nach Prag. (mehr …)

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Von der Absynth-Verkostung in Prag hat es Martina in eine Kirche geführt. Ob das eine tiefere Bedeutung hat? Vielleicht ist es aber auch gar keine Kirche, vielleicht einfach nur eine schöne Glasbausteinwand. Wie auch immer, wir sind, wie schonmal zu Beginn in einem Mosaikmuster. Das nehme ich und…

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Vom Nagelbaum zum katalogisierten Baum zum Erinnerungsbaum. Eine Fotografie eines jungen Mannes, vergilbt und auch schon zersetzt. Ich vermute ein Andenken, ich vermute ein Andenken an ein Unglück. Es hängt an einem steilen Abhang an der ligurischen Küste. Ein eigentlich vergleichsweiser kurzer Weg (ca. 3,5 km) zwischen Monterosso…

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Interessant: aus einem Erinnerungsfoto wurde ein Skelett. Ja, durchaus nachvollziehbar. Und irgendwie auch schön, wie sich Ranken um seine Gebeine ranken. Aus dem fehlenden Oberteil habe ich mal gewähnt, dass dieses sich vielleicht in einem Beinhaus befinden könnte. Eines, wie dieses hier, das sich in Oppenheim befindet. (mehr …)

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Aus dem einen Beinhaus direkt in das nächste. Ich glaube, ich muss da mal raus. Bleibe aber beim Totenkopf. Diesmal stilisiert als Kunstobjekt. Nein, nicht diamantenbesetzt, eher versilbert. Trotzdem: gut gesichert. (mehr …)

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Genug der morbiden Ansichten. Wir bleiben beim Raster und finden das am Boden wieder. Hier – wer erinnert sich noch? – eine Coronaselbsttestpipette. Oder wie das noch hieß… (mehr …)

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Aus der weggeworfenen Pipette wurde bei Martina ein zartes Pflänzchen, das zwischen Pflastersteinen sprießt. Ein schönes Bild. Ein ruhiges. Was ich gerne aufnehme. Auch hier ein ruhiges Bild. Es ist vom alten jüdischen Friedhof in Prag. Grabsteine, die sich an einen Baumstumpf anschmiegen. Das Pflänzchen ist hier zum…

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Einen ausgedehnten Augenblick Friedhofsruhe. Was ich positiv empfinde, die Friedhofsruhe. Durchatmen. Zur Ruhe kommen und vielleicht auch reflektieren. Ich nehme hier das Erinnerungsmoment auf und transformiere es in eine Grabplatte. Gefunden im Kreuzgang des Mainzer Doms. Das Gesicht ist kaum noch zu erkennen, was am weichen Sandstein liegt.…

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Die Schichtenstruktur des Sandsteins aufgenommen und dann den Zahn der Zeit in Form von Verwitterung am Mauerwerk wiedergegeben. Es sind Texturen, Strukturen, Verläufe und Brüche. Und ich nehme das auf und finde es in einem Gemälde wieder, das ich in Frankfurt im Kunstverein gefunden habe. Zwar erstmal nur…

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Aus dem abstrakten Kunstfragmenten wurde … ein gestempelter Affe. Auch nett. Aber da will ich nicht bleiben. Ich nehme mir den Schwung des Schwanzes und gehe zurück ins Museum. Diesmal in eine Sonderausstellung in der Neuen Nationalgalerie. Rosa Barba in a perpetual manner. Ich gebe zu, ich hab…

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Schwung ist immer schön. Aus den Filmbändern wurden Seile, die sich um ein Fischernetz räkeln. Das bringt mich unmittelbar zurück an die ligurische Küste. Dort, ich glaube es war in Vernazza, vielleicht auch in Riomaggiore, war am Rathaus ein großes Fresko zu sehen. Fischer, die ihr Leben auf…

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Göttin trifft Göttin. Zwar aus verschiedenen Epochen, aber immerhin. Für die Götterwelt gibt es offenbar keine Zeitgrenzen. Dominieren tut hier die Nacktheit. In einer sehr schönen Art und Weise. Ich muss das aber mal wieder aus der theokratischen Ebene in unsere Welt holen. Mit einem ironischen Augenzwinkern, dem…

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Ich musste schmunzeln, solche Fotos machen einfach Spaß und gute Laune. Figuren, die entspannt in die Sonne blicken, fast hat es den Anschein, als würden sie blinzeln. Ich hab‘ in dem Moment leider nicht mehr Blinzelmomente. Also mal wieder Menschen im Museum. Drei Personen- mit gehörigem Abstand blicken…

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Wie ist es in einer Ausstellung vor einem Bild zu stehen und ganz langsam aber kontinuierlich lüftet sich der Vorhang und das Bild, in das Du blickst ist ein Spiegel? Das ist ein ganz tolles Foto. Eine Ausstellungsimpression. Martina hat es mir schonmal gezeigt. Ich finde es faszinierend…