Erste Notiz: Tohu vabohu

Erste Notiz: Tohu vabohu

… und die Erde war wüst und leer…

Der Beginn der Genesis. Der Anfang der Schöpfung. Ein Mythos, gleichzeitig ein Urbild, ein Archetyp.

Auf eine gewisse Art und Weise ist das ein Bild, das sich in Wolken widerspiegelt. Es ist ein Moment, der zwischen Chaos und sich abzeichnender Ordnung darstellt. Strukturen, die sich bilden aber keinen Bestand haben. Fetzen, die sich ineinander bewegen und dabei verschmelzen. Nur um gleich darauf wieder andere Strukturen hervorzubringen. Abwechselnd Ruhe in Form von Schönwetterwölkchen und unbezähmbaren Kräften, die als Tornados und Wirbelstürme ganze Landstriche verwüsten können. Und selbst in sich dieses Bild vom Werden aus dem Chaos in sich tragen.  

Die Menschen des Altertums wohl bis zur Renaissance sahen in den Wolken ein Zeichen dieser göttlichen Handlung. Noch für Leonardo da Vinci waren Wolken die Versammlung des Ungeschiedenen, ein Protozustand, der der Schöpfung vorausgeht und gleichzeitig ein alltägliches Phänomen, das uns als stetige Erinnerung diesen Umstand vor Augen führt.

 

Ein Bild der Ursuppe. Ob es auch heute noch als Metapher für das Quarck-Gluonen-Plasma der ersten Momente dieses Universums taugt? Mag sein, dass nicht. Aber bei aller Souveränität eines naturwissenschaftlich-fundierten Verständnisses bleibt der Respekt auch heute, wenn sich Wolken ballen. Wolken machen physisch eine Macht fühlbar, die zum Mythos der Schöpfung und zum Archetyp des Chaos passt.