Die eine oder der andere hat es vermutlich mitbekommen: ich war einige Tage im Harz. Sehr spontan und auch zum ersten Mal. Es war recht schön und auch entspannend. So summa summarum. Und doch gab es Eindrücke, die mich erschreckt haben. Irgendwie auch berührt. Ich bin im Oberharz kilometerweise durch völlig zerstörte Wälder gefahren. Ergebnis von Wassermangel, vermehrten Stürmen und schlussendlich einer Borkenkäferkalamität. Zu sehen vor allem in Fichtenmonokulturen.
Hier meine Notizen:
Nach der Rückkehr und nach der Sichtung und Aufbereitung der Bilder hat mich der folgende Gedanke beschäftigt: mich haben diese Bilder tief berührt. Mag sein, dass sie nicht so neu sind, wir haben sie in den letzten Jahren häufiger in den Medien gesehen. Nur, die hier, die habe ich gemacht, während ich – gefühlt sehr lange – durch eine dystopische SciFi-Welt gefahren bin.
Was bedeutet das aber, wenn ich so betroffen bin? Beginnen so vielleicht (Foto-)Projekte? Aus einer sehr persönlichen Betroffenheit? Wenn ich das mal mit den Wolken zusammen betrachte (wo ich ja noch keinen thematischen Griff habe), dann sehe ich da Verbindungen: Bäume sterben – Bäume sind befallen – Wälder sind geschwächt – Grundwasser und Stauseepegel sinken – Regen bleibt aus – Regen kommt aus Wolken. Vielleicht ein wenig konstruiert, weil der Regen hat mich bei meinem Wolkenthema nur am Rande interessiert.
Wollte ich das nun tatsächlich ausbauen: hier läge ein Thema. Und eine ganze Reihe von Aspekten. Gespräche mit Bewohnerinnen, Forstverwaltung und Naturpark-Rangern, Meteorologen und Umweltwissenschaftlerinnen. Bilder von Wäldern, Bäumen, Mustern des Befalls, Indikationen der Schädigung. Bildern von Auswirkungen, Heidelandschaft nach Waldsterben, Zisternen, Brunnen… etc.
Irgendwie steht da ein recht konkretes Bild von einem (Foto-)Projekt und auch einer Herangehensweise vor meinem Auge. Ist das ein Zeichen? Aber genauso stehen Hürden vor meinem Auge: primär Zeit und Aufwand. Sekundär auch Kosten. Irgendwie bräuchte es angesichts dieses Aufwands dann doch eine Gegenfinanzierung geben müsste. Und das zu verkaufen habe ich einfach auch keine Erfahrung.
Ihr seht, wie immer: Fragen über Fragen. Aber dafür ist dieser Blog ja da.
Martina
7 Sep 2020Es fällt mir ob der Thematik schwer, zu sagen, wie gut und schön die Fotos sind.
Jürgen
7 Sep 2020Verstehe ich gut.
Das Thema ist kein leichtes. Die Bilder hier sind, ganz im Sinne eines vorgehenden Beitrags, Notizen. Sie sind weder besonders schön, noch besonders gut. Aber sie sind halt thematisch fokussiert. Was mich so beschäftigt ist, ob das ein „Auftrag“ an mich ist. Ob ich daraus etwas machen soll. Aber diesen Gedanken lasse ich, nun da er aufgeschrieben ist, mal ein paar Tage nun liegen und wirken. Mal sehen, ob sich daraus etwas entwickelt.
Martina
7 Sep 2020Tatsächlich finde ich sehr viele der Fotos gut und schön – was es nicht einfacher macht.
Kerstin
20 Sep 2020Bäume und Wald dürfen keine „landwirtschaftlichen Ernteprodukte“ sein. Das hat die Fichten-Monokultur-Försterei jetzt einfach einmal wieder gezeigt. Es braucht halt für eine intakte Natur ein funktionierendes vielschichtiges Ökosystem – über und unter der Erde. Eng gesetzt, in Reihen mit ausreichenden Schneisen für die Rückefahrzeuge, die den Boden massiv verdichten durch ihre Vibrationen zerstören, unterhalb mehr als man ahnt.
https://stiftunglebensraum.org/humuszertifikate-rheinland-pfalz-geht-voran
Ich glaube aber, dass die Zeit reif ist für eine tatsächlichen breiteren Schwenk zu Bio, Slow-Food und co. Wenn nicht die Landwirtschaft (LW) Brachial Lobbyisten mit breiter Unterstützung von unserer ehemaligen Weinkönigin und Bundesministerin für Ernährung und LW Frau Julia Glöckner ihren unreflektierten Weg weiter voranstampfen würden, wäre es cool.
Wir haben wir in Oppenheim eine „Woibauschul“, die ehemal staatliche Lehr und Versuchsanstalt für Weinbau hieß, – frag mal wie sie von den Errungenschaften und dem Wissen, des ebenfalls hier ansässigen ECO-VIN Verbandes –
e.V. ist ein Bundesverband ökologisch arbeitender Weingüter (BÖW) in den Lehrplan für die Jungwinzer übernommen wurden – und so lange weder beim Wein, noch in der LW, noch im Wald tatsächlich NACHHALTIG gewirtschaftet wird … braucht es solch Katastrophen, um zum Nachdenken aufzurütteln.
Kerstin
20 Sep 2020Im Rheinland-Pfalz (RLP) Nationalpark (NP) hat die Bundeswehr Bäume entrindet – um dem Borkenkäfer keine weitere Nahrung mehr zu ermöglichen – da die abgestorbenen Bäume ja im NP verbleiben.
Krass …
Jürgen
20 Sep 2020Hallo Kerstin,
schön von Dir zu lesen. Das ist ein umfänglicher Kommentar und Du hast sicher recht.
Ich selbst habe das Thema nun einige Wochen in meinem Herzen bewegt – und die Entscheidung getroffen kein Fotoprojekt darüber zu machen. Zumal es mir an kümmernswichtigen Themen, die mir deutlich näher sind, nicht im mindesten mangelt.
Dankeschön und schöne Grüße nach Oppenheim
Jürgen
P.S.:
Ich bin mir übrigens gar nicht mehr sicher, ob ich das als Katastrophe werten soll. Nicht zuletzt deshalb, weil es im Harz zum Anlass genommen in den entstehenden Räumen eine andere und hoffentlich nachhaltigere Forstwirtschaft aufzubauen.
Martina
23 Sep 2020Ich als Mainzerin wollte nur mal kurz anmerken, wir treffend ich Kerstins Beschreibung finde: „ihren unreflektierten Weg weiter voranstampfen … “
Tatsächlich hat mich das Thema jetzt gerade ein bißchen gepackt — aus Gründen auch zusammen mit dem Thema Windparks in Rheinhessen 😉