Ich hatte das ja im vorigen Post bereits skizziert: die Reihe der Bauhausevents geht weiter. Am vergangenen Wochenende gehäuft: da war zum ersten eine Aufführung des Triadischen Balletts von Oskar Schlemmer in Gera, zum zweiten ein Besuch des Haupthauses und der Meisterhäuser in Dessau und abschließend zum dritten die große Umbo-Retrospektive im Sprengel in Hannover.
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Entlang der Reihenfolge zunächst zum Triadischen Ballett. Das Triadische Ballett ist eigentlich gar nicht ein ureigenes Bauhaus-Gewächs. Skizzen dazu (1912) sind wie auch erste frühe Aufführungen (1916) bereits vor Gründung des Bauhauses (1919) entstanden. Oskar Schlemmer hatte allerdings – als Leiter der Bauhausbühne – die endgültige Fassung am Bauhaus fertiggestellt. Die Uraufführung fand dann 1922 in Stuttgart statt. Grundgedanken hinter dem Triadischen Ballett sind allerdings der „Neue Mensch“ ebenso, wie ein charakteristischer Umgang mit Form und Material. Beides tief mit den Gedanken der Kunstschule verwandt.
In Gera ist eine Fassung des Bayerischen Staatsballetts zur Aufführungen gekommen. Diese basiert auf einer Rekonstruktion von Kostümen und der Choreographie durch Gerhard Bohner in den Siebziger Jahren. Bohner hatte für seine Rekonstruktion die Musik durch Hans Joachim Hespos neu schreiben lassen.
Ich bin ein wenig zwiegespalten über die Aufführung in Gera. Formen, Farben und Tanz haben mir ausgesprochen gut gefallen. Die Musik von Hespos fand ich nicht so passend. Das Triadische Ballett lebt irgendwo zwischen Lyrischem und Groteskem. Wobei letzteres eher humorvoll gemeint ist und weniger etwas Abstruses darstellt. Die Musik hat das oft nicht wieder gespiegelt. Ich fand sie an vielen Stellen zu aggressiv, häufig auch einfach zu laut. Letzteres ein Aufführungsthema, ersteres aber klar ein Kompositionsthema. Es kann natürlich auch am sich verändernden Zeitgeschmack liegen. Möglicherweise war es in der Rezeption der Rekonstruktion 1977 passender. Ich hatte einfach an vielen Stellen das Gefühl etwas Poetisches zu sehen – und dabei etwas Aggressives zu hören. Trotzdem möchte ich es nicht missen. Es war ein sehr schöner Abend in einer schönen kleinen Großstadt im Osten Thüringens.
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Die Rückfahrt von Gera nach Berlin bietet natürlich dann die Gelegenheit in Dessau Halt zu machen. Zwar haben die diversen Bauhaus-Museen (Weimar baut neu, Dessau baut neu) noch nicht geöffnet, aber das Haupthaus der Bauhaus-Schule und die Meisterhäuser sind immer Ein Besuch wert. Das Wetter war ebenfalls fantastisch, insofern… einen halben Tag in Dessau verbracht. Auch wenn gerade die Meisterhäuser (trotz schon angelaufenem Bauhaus-Jubiläum) größtenteils noch in Renovierungsmontur waren, fand ich das sehr beeindruckend. Die Ästhetik ist eben eine, die in ihrer Schlichtheit einfach beeindruckt. Ich kann das nur empfehlen. Im April wird dann das Bauhaus-Museum in Weimar und im September in Dessau eröffnet. Ich denke wir werden im Herbst nochmal eine Tour machen und uns die Museen dann ansehen.
Und schlussendlich noch Station Nr. 3: Umbo im Sprengelmuseum in Hannover. Otto Umbehr alias Umbo ist ein Fotograf, dessen Bilder mir vor einigen Jahren erstmals begegnet sind. Ich kannte ihn nicht, man kennt ihn auch in der Breite kaum. Mich hat aber die Intensität seiner Portraits, die darin enthaltene Präsenz fasziniert. Etwas, das ich später auch bei anderen Fotografen (Eva Besnyö, Maria Austria) dieser Zeit wiederentdeckt habe (und bei heutigen Portraits sehr oft vermisse). Ich weiß nicht, woran das liegt, vielleicht am Licht, vielleicht an der Nähe, vielleicht einfach auch daran, dass die Personen länger und damit konzentrierter dasitzen mussten. Umbo gilt als wichtiger Vertreter der Bauhausfotografie. Er hat von 1923 bis 25 bei Johannes Itten vor allem Komposition gelernt. In der Retrospektive in Hannover gibt es neben den frühen Portraits auch den Schwerpunkt der Fotoreportage. Er war einer der ersten, die – von Zeitschriften beauftragt – Fotoreportagen angefertigt haben. Etwas, das W. Eugene Smith und andere dann in den 50er Jahren in Life zum „Photo Essay“ ausgebaut haben.
Die Retrospektive in Hannover war nicht so begeisternd. Die Präsentation der Originalprints (natürlich kleinformatige Abzüge) in Gruppen in einem großen Saal hat mir nicht so gut gefallen. Solche Bilder benötigen eine gewisse Nähe, die sich in dem großen Raum nicht so gut herstellen ließ. Entschädigen tut dafür ein toller Katalog, der diese Lücke perfekt wieder schließt. Trotzdem fand ich es schön die Bilder auch im Original zu sehen. Und den Katalog im Nachgang zu genießen.
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Das war schon eine hohe Bauhausdichte. Es wird nun auch erstmal wieder nachlassen. Vielleicht im Herbst nochmal die Museen in Weimar und Dessau. Obwohl… die werden nach diesem Jahr sicher nicht gleich wieder geschlossen. Wie auch immer: für mich faszinierend und lohnend.