Es ist schon ein wenig ernüchternd, das muss ich zugeben.
Zwanzig oder mehr Jahre lang war ich nun schon nicht mehr in Frankreich unterwegs. Ich konnte mal ganz gut Französisch. Habe es in der Schule intensiv gelernt. Intensiv heißt: inklusive Geschichte und Erdkunde, teilweise auch Mathematik auf Französisch genießen dürfen. Und ich habe mich vor Jahren auch gut bewegen und vor allem unterhalten können. Nun, positiv ist: ich verstehe sehr viel; negativ: mir fehlt die Übung und der aktive Wortschatz.
So viel zu meinem Part. Der Part der Franzosen ist, dass sie nur wenig Mühe in Verständigung stecken. Sobald klar ist, dass die Unterhaltung aufwendiger wird, wird es recht kühl und einsilbig. Aber, ganz ehrlich, das wusste ich ja schon.
Also: unterdessen sind wir in Le Puy-en-Velay gelandet. Wer nicht weiß, wo das ist: das ist am Unterlauf der Loire, mitten in der Auvergne, inmitten einem wunderschönen kegel-hügeligen Vulkanland.
Ich war hier vor vielen Jahren schonmal, quasi auf Visite, von einem Campingplatz zum nächsten, hier angehalten um einen Café zum Frühstück zu bekommen, ein Brioche oder Croissant dazu, wobei ich den Café bekam, das Croissant natürlich nicht :-). Ich möge doch zuerst beim Bäcker vorbeigehen und dann den Café bestellen. So wurde ich seinerzeit belehrt. Klaro…
Nun daran hat sich so gar nichts geändert. Es ist immernoch so, dass die Franzosen aber sowas von Geschäftsordnung leben… ausgesprochen konsequent, ausgesprochen klar. Ausgesprochen ausnahmslos. Blos nicht die Dinge vermischen, blos nicht die Strukturen durcheinander bringen. Gegessen wird von 12-14, 14:05 – keine Chance. Hungern. Oder abends dann eben frühestens um 19:30. Aber frühühestens…
Alles fein, solange Du erwachsen bist. Mit einem pubertierenden Kind eher schwierig. Ich will jetzt… und wenn ich nicht bekomme, dann bin ich schlecht drauf. Hörst Du? Schlecht drauhauf. Aber mittlerweile haben wir uns ein wenig an die Regeln und Rituale gewöhnt. Und genießen es einfach.
Le Puy selbst ist wunderschön. Schmale mittelalterlich anmutende Gässchen. Alles am Hang gebaut und in Richtung der Marienstatue auf einem Vulkankegel. Das Leben pulsiert süd-französisch, die Küche ist rural-artisanal. Es gibt deftiges, Wurst, Käse, Gemüse und vor allem: Linsen…
Das ist ja die Spezialität schlechthin: Die kleine feine grüne Le Puy-Linse. Kennt ihr nicht? Ist sowas von lecker… und ich finde ja: wer grüne Linsen in den Auslagen so anbietet, als seien es Kontaktlinsen beim Optiker… das hat schon Stil. Aber ganz ohne Scherz: das ist schon richtig lecker.
Und sonst?
Nun, ein paar Tage da, dann geht’s weiter Richtung Millau. Und dann auch mit einem neuen kleinen Beitrag.
Martina
26 Aug 2016Versuch mal in der Schweiz was nach 21 Uhr zu essen zu bekommen 😉 da bin ich arg traumatisiert … anonsten hab ich oft das gegenteilige Problem: mein Französisch ist dermaßen grottenschlecht – von alles verstehen bin ich weit entfernt – und ich kriege immer einen erzählt …. Vorträge über dieses und jenes … und verstehe – besonders im Süden – mehr so … nix. Ich frage mich heute noch, was mir die alte Dame im Perigord letztes jahr so lange über ein Haus erzählt hat .. und ich schäme mich auch immer übelst, dass mein Französisch so mies ist, davon ab.
Soll heißen: kühl und einsilbig?????
Viel Spaß weiterhin – fein, dieses Reisetagebuch!
Jürgen
27 Aug 2016Das Verstehen hängt ein bisschen von der Sprechgeschwindigkeit ab. Ich bin ja eher ein langsam-tickender Mensch. Das fällt mir im Deutschen schon schwer jemanden zu verstehen, der doppelt so schnell spricht. Und ja, der Dialekt im Midi ist schon speziell 🙂
Aber doch, ich kann ganz gut folgen. Nur eben kaum mitmachen (wie ich gerne täte) 😉
Und das ritualhafte (essen), naja, ist nicht meins, aber da haben wir uns schon gut daran gewöhnt. Dauerte nur ein paar Tage 😉
Heute geht’s aus Millau dann schon weiter, zu Le Puy gibt’s heute oder morgen dann noch einen Nachtrag und dann freu ich mich auf ein paar Tage Meer in Agde.
P.S.: das aufschreiben ist ein bisschen eine Übung für mich. Macht mir aber auch Spaß. Und freut mich noch mehr, wenn’s auch gelesen wird.
Martina
26 Aug 2016Ich muss korrigieren: ich höre, ich bin traumatisiert weil wir schon um 20.15h kein Essen mehr bekamen, weil Küche zu. 😉
Jürgen
27 Aug 2016herzlichlach
Martina
11 Sep 2016Und ich hab gerade zufällig gesehen, daß Du ja geantwortet hast … ich kommentiere ja ganz gerne hier, weil mehr Platz und nicht so „überlaufen“ wie auf plus … aber so ne kleine email vielleicht, daß jemand (Du?) antwortet? 😉
Irgendwie dachte ich die ganze Zeit, daß Du die Kommentare entweder gar nicht liest, grins, oder es halt – klar – nix zu anworten gibt.
Jürgen
11 Sep 2016Das ist schön. Ich freu mich über Kommentare hier und ich reagiere in aller Regel darauf.
Martina
11 Sep 2016Es fehlt halt so ein bißchen der „subscribe to comments“ Button 😛 – ohjee, heute abend wird aber viel gekrittelt von uns, gel 😉
Jürgen
11 Sep 2016_lach_
Es kann ja nur besser werden. Ich bin auf der Spur, muss „nur noch“ die richtigen Schalter finden. 😉
Martina
11 Sep 2016Nacht!
Ah guck.
Da ist er.
Der Haken zu setzen.
🙂
Jürgen
12 Sep 2016Ah… okay, dann seh‘ nur ich als „eingeloggter Autor“ diesen Haken nicht.
Falls Du ihn nun gesetzt hast, könnte es sein, dass Du über meine Antwort nun benachrichtigt wirst ;-).
Dann ist’s fein.
Danke. (Es konnte ja nur besser werden.)
Martina
12 Sep 2016Passt!
Schönen Wochenbeginn und Grüße aus Mainz!