Durststrecke, sage ich mir. Es dauert halt noch. Der Winter ist ohnehin die dunkle Seite des Jahres. Aber irgendwie will sich in mir kein Moment einer helleren Perspektive mehr entwickeln. Wir dümpeln seit Wochen, nein Monaten auf niedrigstem Energieniveau bei gleichbleibend hohen Erwartungen, denen wir genügen müssen – und den damit verbundenen Anstrengungen.
Ein Optimist meinte neulich in einer Mail am Rande, der Sommer käme auch dieses Jahr und damit auch sicher Gelegenheit zu Fahrradtouren. Ja. Sicher. Weiß ich auch. Nur fühlen tu ich das nicht mehr. Zu weit weg, jener Sommer, von dem da die Rede ist. Jedenfalls für meine Augen.
In einem Kommentar in einem anderen Blog schrieb jemand:
[…] Aber wir haben viel in der Hand: wir können unsere Frequenz und unsere Gefühle verändern, wir können Trauer in Neugierde verwandeln, Sehnsucht in Produktivität, Genervtsein in Vorfreude usw.
Christian Ahrens auf kwerfeldein
Nur: wie und in was verwandeln wir unsere Erschöpfung?
Es fehlt der Austausch. Das (Mit-)Teilen von Ärger, von Frustrationen und Enttäuschungen findet nicht mehr statt. Es fehlen schlicht Räume und Begegnungen. Und so bleiben wir hier in unserem Schedule hängen, verdrängen so gut es geht. Hamstern im Rad, sprechen nur noch kalendergesteuert, wenn wir überhaupt noch über Themen außerhalb des jeweiligen Terminziels sprechen. Oder wenn wir überhaupt noch Lücken in Kalendern finden… und arbeiten – auf eine verstörende Art tiefensediert – auf Ziele hin, die immer weniger mit uns zu tun haben.
Und was, wenn wir dann derweil endemisch werden? Wenn das Virus zum harmlosen Mitbewohner geworden sein wird? Das muss ja besagter Sommer sein, oder? Finden dann wieder Begegnungen statt? Oder bleiben wir in diesem Modus?
Mir schwant, dass sich hier die Zukunft unserer Arbeit bereits klammheimlich in die Gegenwart geschlichen hat. Keine Begegnungen, keine Bewegung. Keine Zeitverschwendung mit unproduktivem Geplänker. Oder gar mit Dienstreisen. Obgleich sicher nicht in der Pandemie bewusst gesteuert, scheint mir das durchaus ein Faktor zu sein, der sich in Bilanzen zeigt. Und davon ausgehend zur Leitlinie werden wird. Reisen? Um mit Kunden zu sprechen? Wozu, Teams funktioniert doch. Büroräume und -ausstattung? Geht doch auch von zu Hause.
Mir geht der Horizont verloren. Der Ausblick. Ja. Sicher. Der Sommer wird kommen. Und Fahrradtouren. Aber nach der Fahrradtour ist dann wieder … Homeoffice. Oder?