Nur ein ins Unreine gesprochener laienhafter Gedanke

Nur ein ins Unreine gesprochener laienhafter Gedanke

Um es vorweg zu sagen: hinter dem Folgenden verbergen sich weder ausreichende Kenntnisse zu Medizin oder Epidemiologie, noch in soziologischen Zusammenhängen, die in der Bekämpfung unseres aktuellen Begleiters eine Rolle spielen. Ich brauche aber solche Gedankenmodelle um ein Verständnis dieser Welt zu haben. Um ihr begegnen zu können. Dieser Welt, in der ich lebe.

Ich habe mich zehn Jahre lang mit Messen und Auswerten, sprich: mit dem Umgang mit Zahlen und Daten beschäftigt. Natürlich finden solche Analysen im Studium auf der Basis von Modellen statt. Aber spätestens in Diplom- oder Doktorarbeiten wird der warme Boden gesicherter Erkenntnis verlassen und das Spiel dreht sich um: welches Modell zeigt sich denn in den Daten? Modell kann nun ein theoriegebundenes Modell sein, dann würde man eine Theorie bestätigen oder falsifizieren, oder es kann heuristisch sein. Das wäre dann wohl eher das, was bei den Börsen als technische Analyse bezeichnet würde. Ich würde mich mal auf Letzteres fokussieren. 

Der Gedanke, der mir so durch den Kopf ging war: warum führte die im November eingeführte Maßnahme nur zu einer Stagnation, die dann im Dezember wieder zunahm? Wie schon gesagt: die Ursachen sind mir nicht bekannt – und dazu trägt mein Gedanke auch gar nicht bei. Was aber mein Gedanke ausgelöst hat, ist ein Flashback in Unizeiten: welche mathematische Funktion(en) könnte(n) sich denn dahinter verbergen? So rein technisch eben.

Betrachten wir mal den zeitlichen Verlauf der Infektionen. Hier eine aktuelle Grafik aus der F.A.Z.. Und unterstellen wir mal, dass eine Infektionswelle prototypisch so ausschaut, wie im Frühjahr. Ins Blaue gesprochen: so etwa, wie eine Poisson- oder eine Lognormal-Verteilung. Was ist das dann, was wir seit September beobachten? Auf den ersten Blick könnte auch das eine Welle sein. Die zweite eben. Sieht in der Form ja dann irgendwie doch anders aus, als im Frühjahr. Finde ich jedenfalls.

Vielleicht sind das aber zwei Verteilungen, die sich leicht verschoben übereinander stapeln. D.h. zwei Wellen, die zeitlich versetzt, aber kurz nacheinander durchs Land rollen. Dann würde der nicht-beobachtete Rückgang der zweiten Welle einfach durch das Anbranden der dritten Welle überdeckt worden sein. Und … vielleicht verbergen sich ja unterschiedliche Ursachen und Phänomene hinter unterschiedlichen Wellen. Wie auch immer: in dem Falle wären die Maßnahmen im November gar nicht so wirkungslos gewesen, wie immer mal wieder dargestellt. Und die Ursachen der (nochmal: hypothetischen) dritten Welle so gelagert, dass die Novembermaßnahmen jene Ursachen nicht effektiv genug bekämpfen konnte. Dass diese Ursachen eventuell anders gelagert sein könnten, darauf könnte auch die Veränderung der Alterstruktur und die Sterblichkeit hindeuten. 

Skizze, händisch

Wie gesagt, nur eine technische Überlegung. Mein Bild vom Infektionsgeschehens schärft dieser Gedanke dennoch. Aber vielleicht bin ich da auch komplett auf dem Holzweg. Das kann schon sein. Mal schauen, wie wir das in einigen Monaten rückblickend betrachten.