Mit Adorno schlage ich mich schon seit Abiturzeiten herum. Weniger mit dem Philosophen oder dem Mitverfasser der „Dialektik der Aufklärung“ , mehr mit dem Musikwissenschaftler, am Rande auch mit dem Komponisten. Aus welchen Gründen auch immer hat er meine Faszination stets in vollen Zügen genießen können.
Seit einigen Jahren, genauer seit ich meine diversen Reisen mit Podcasts verkürze, gelangt nun auch der eine oder andere originale Radiovortrag von ihm an mein Ohr – und tatsächlich: Adorno bemüht sich nicht nur um sprachliche Präzision, sondern er strebt vor allem darum verstanden zu werden. Eine Qualität, die ich seinen Schriften nicht immer abringen konnte.
Wie auch immer: vor einigen Wochen bin ich einem Vortrag von ihm begegnet, der es an Aktualität ausgesprochen in sich hat. In Zeiten in denen sich antidemokratischen Politiker jenseits von Geist im Aufwind fühlen, in Zeiten von Anschlägen von Solingen über den NSU bis nach Halle und nicht zuletzt in Zeiten von Erfolgen einer Partei, die den Faschismus für einen Vogelschiss hält und die Erinnerung daran als Mahnmal der Schande verunglimpft, in solchen Zeiten stellen sich Fragen, mit denen sich Adorno bereits Ende der Fünfziger Jahre beschäftigt hat. Die Beobachtungen, die er damals machte, die lassen sich auch heute noch so machen. Was einerseits beruhigend ist – weil, kein neues Phänomen, mit dem wir uns heute rumschlagen müssen, andererseits aber auch beunruhigend – weil, haben wir 50, 60 oder 80 Jahre lang weggesehen? und/oder nichts dazugelernt?
Hier nun der Vortrag, den er an der Universität Wien 1967 gehalten hat. Wer Adorno noch nie gehört hat, der darf ihn durchaus als Redner erleben, der nicht nur etwas zu sagen hat, sondern auch unterhalten kann. Und auch wer ihn als Vortragenden schon kennt, dem sei dieser Vortrag durchaus anempfohlen.
Theodor W. Adorno: Aspekte des neuen Rechtsradikalismus
P.S.: ist bei Suhrkamp auch zum Nachlesen herausgekommen.