Uferszene

Uferszene

Über dieses Bild denke ich schon eine ganze Weile nun nach. Ich frage mich, ob da ein Bild ist, das als Einzelbild funktionieren würde. Ob es ein Bild ist, das ein Maler auch malen würde?

Mal einen Schritt zurückgetreten.

Eine sommerliche Szene an einem See im Grünen. Im vorderen Bereich vier leere Stühle, die vor einem Stab stehen, der aus dem See ragt und eine Art Nebel verströmt. Insiderwissen: es ist der Waldsee vom Garten des Hauses gleichen Namens betrachtet und der Stab stellt ist eine Installation, die mutmaßlich zur Dauerausstellung dort im Garten gehört. Im hinteren Bereich ein Ufer mit zwei Badezugängen aus Privatgrundstücken. Die dominierende Farbe (neben dem Grün) ist Weiß. An einer der beiden Stege sitzen ein Mann und eine Frau in Badekleidung – ebenfalls in weiß. Er sitzt tiefer, am Rand eines Bootes, raucht, macht einen nachdenklichen Eindruck, sie eine Stufe über ihm in einer Haltung, die zwar keine Betroffenheit, aber Mitgefühl und Empathie signalisiert.

Sonntagnachmittagsszene am Waldsee

Die leeren Stühle wirken wie ein Zuschauerbereich, während das gegenüberliegende Ufer zur Bühne wird. Das wird auch an den Farben klar. Hier pastellgelb-orange, dort weiß. Zwischendrin der See. Eine natürliche Barriere. Auch wenn im Zuschauerbereich niemand sitzt (in Wirklichkeit nehmen wir Betrachter diese Rolle ein), wirkt die Szene, wie ein Schauspiel. Es könnte eine Metapher für das Schauspiel Leben sein. Auch wenn wir nicht wissen, worin der aufgeführte Konflikt wirklich liegt.


Doch, ich denke, es funktioniert als Einzelbild. Eine unerwartete Erfahrung. Ich denke ja sonst immer in Bilderserien / -kombinationen. Mal ein Bild zu sehen, dass ganz ohne auskommt, ist für mich spannend.

This Post Has 5 Comments

  1. Das ist ein extrem interessantes Foto. Auf den ersten Blick eine Collage. Mal schauen, was mir nach dem zweiten, dritten, n’ten Blick noch einfällt.
    Sehr interessant und reinziehend.

    1. Dankeschön.
      Collage? Spannend. Wo fühlt es sich denn zusammengesetzt an?

      Für mich hat das Bild etwas ungewohntes. Jeff Wall hat solche Bilder gemacht. Du fragst Dich zuerst, was ist da dran, bis sich daraus dann etwas sehr stimmiges entwickelt. Nein, … mit Jeff Wall kann und will ich mich nicht vergleichen. Aber das Gefühl beim Betrachten ist ein ähnliches.

      Grüße aus dem Harz (der kilometerweise wie eine dystopische SciFi-Welt anmutet, dazu aber nach Aufbereitung der Bilder mehr)

  2. „Zusammengesetzt“ aber im positiven Sinn, gel.

    Für mich ist der Stab das Hauptelement, das das Foto einteilt. Die nicht symmetrische Verteilung des Rauches im Zusammenspiel mit den symmetrischen Reflexionen im See. Collage als viele Teile, die zusammenpassen.

    Das Paar das Tüpfelchen auf dem i – ohne Paar wäre das Foto ein anderes, aber nicht unbedingt weniger spannend.

    Ich sehe sieben Collage-Teile – und Du? 😉

    1. Sieben sehe ich nicht. Aber vier schon:
      Bildsektoren
      Die Skulptur in der Mitte, obgleich sie sicherlich teilende Wirkung hat, würde ich als Einheit betrachten. Womit ich wieder bei meiner Sicht bin:
      1 – Bühne
      2 – Kulisse
      3 – Orchestergraben
      4 – Zuschauerraum

      😉

      Siehst Du andere Segmente?

      1. Ja, mal gucken ob ich es heute noch schaffe, auch so was zu malen …

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